Techniken der visuellen Beobachtung

Dietmar Bannuscher

Die visuelle Beobachtungsmethode, das Schätzen der Helligkeit, bietet jedem Sternfreund die Möglichkeit, den Lichtwechsel zu verfolgen. Schon mit einfachsten optischen Mitteln oder gar dem bloßen Auge kann man mit Hilfe von Vergleichssternen die Helligkeit des Veränderlichen annähernd bestimmen. Mit einiger Übung sind, abhängig vom Talent des Beobachters, Genauigkeiten bis zu 0.05...0.07 mag möglich.

Zur praktischen Durchführung sucht man sich zwei Vergleichssterne, einen helleren und einen schwächeren. Dann versucht man, die Helligkeit quantitativ zwischen beiden einzuordnen. Dies kann beispielsweise nach der Stufen-Methode von Friedrich Wilhelm Argelander erfolgen. Traditionsgemäß möge hier der große Astronom selber zu Wort kommen. Betrachtet werden die Sterne a und b:


Stufe 0. "Erscheinen mir beide Sterne immer gleich hell oder möchte ich bald den einen, bald den anderen ein wenig heller schätzen, so nenne ich sie gleich hell und bezeichne dies dadurch, dass ich ihre Zeichen unmittelbar nebeneinander setze, wobei es gleichgültig ist, welches Zeichen vorsteht; sind also die Sterne a und b verglichen, so schreibe ich entweder a b oder b a." [Anmerkung: Heute wird geschrieben a0b oder b0a.]


Stufe 1. "Kommen mir auf den ersten Anblick zwar beide Sterne gleich hell vor, erkenne ich aber bei aufmerksamer Betrachtung und wiederholtem Übergange von a zu b und b zu a entweder immer oder doch nur mit sehr seltenen Ausnahmen a für eben bemerkbar heller, so nenne ich a um eine Stufe heller als b und bezeichne dies durch a1b; ist hingegen b der hellere, durch b1a, so dass immer der hellere vor, der schwächere hinter der Zahl steht."

Stufe 2. "Erscheint der eine Stern stets und unbezweifelbar heller als der andere, so wird dieser Unterschied für zwei Stufen angenommen und durch a2b bezeichnet, wenn a, hingegen durch b2a, wenn b der hellere ist."

Stufe 3 und 4. "Eine auf den ersten Anblick ins Auge fallende Verschiedenheit gilt für drei Stufen und wird durch a3b oder b3a bezeichnet. Endlich bedeutet a4b eine noch auffallendere Verschiedenheit zugunsten von a."

Mehr als 4 Stufen zu schätzen, ist zunehmend problematisch. Bereits fünf Stufen sollten eine Ausnahme bleiben. Je nachdem, welche Vergleichssterne zur Verfügung stehen, kann der Beobachter jedoch gezwungen sein, in Extremfällen noch weiter zu gehen. Die Genauigkeit der Schätzung bleibt dann allerdings zunehmend auf der Strecke. Daher sollte man sich nach zusätzlichen Vergleichssternen umsehen, sobald deren Stufenabstand größer als fünf wird.

Die Argelandersche Methode erfordert nicht die Kenntnis der Vergleichssternhelligkeiten. Statt dessen kann aus den Stufenabständen der Vergleichssterne eine Stufenskala gebildet werden. Zur Feststellung des Helligkeitsminimums oder -maximums reicht dies aus. Gleichwohl kann man bei Kenntnis der Helligkeit sich daran orientieren und die Stufenwerte in Helligkeitsdifferenzen umrechnen.

Schätzübungen

Folgende Sterne können zu Schätzübungen verwendet werden:

    • X Tri
    • R Tri
    • R Aql
    • X And