Rundbrief Verzeichnis

Aus der Sektion Eruptive:

Der UG-Stern TY Psc

Die AAVSO veröffentlicht seit Juli dieses Jahres im Abstand von zwei Monaten per EMail einen Rundbrief namens Eyepiece Views . Auf einigen hundert Zeilen Text gibt es aktuelle Informationen zu verschiedenen Typen Veränderlicher Sterne. Dabei geht es vor allem um Aufrufe zur Beobachtung vernachlässigter Sterne. Neben einigen Mira-Sternen machte die Redaktion in Ausgabe 2/2001 im September auch auf den Eruptiven TY Psc aufmerksam.

Das Abonnement der Eyepiece Views läßt sich leicht bestellen durch eine Mail an majordomo@aavso.org mit dem Inhalt subscribe eyepieceviews. Neben vielen anderen regelmäßigen Mail-Publikationen gibt es für CCD-Beobachter die CCD Views. Alle Listen sind unter http://www.aavso.org/mailinglists.htm beschrieben.

Der eruptive Stern TY Psc wurde im Jahr 1984 von L.Meinunger in Sonneberg als Stern S 10900 entdeckt. Die Typenabkürzung lautet UGSU und beschreibt eine Klasse von Eruptiven, deren Prototyp der Stern SU Ursae Majoris ist. Diese Sterne zeigen zwei Typen von Ausbrüchen: normale und Supermaxima. Die normalen Ausbrüche sind von kurzer Dauer und entsprechen denen von Sternen wie SS Cyg und U Gem. Die Supermaxima dagegen sind bis zu 2mag heller und dauern bis zu fünf Mal länger als normale Ausbrüche. Zudem treten sie deutlich unregelmäßiger auf. Während dieser Supermaxima zeigt die zeitlich gut aufgelöste Helligkeitskurve sogenannte Superbuckel, eine periodische Überlagerung der Ausbruchskurve mit regelmäßigen Änderungen um wenige zehntel Magnituden innerhalb einer Zeitspanne, die geringfügig über der Umlaufzeit der beiden Körper des Doppelsternsystems liegt.

Im Falle von TY Psc liegt die Helligkeit laut GCVS 2001 zwischen 12.2mag und 16.3mag. Die Extremwerte liegen bei 11.5 und 17.3mag. Durchschnittlich alle 41.5 Tage erfolgt ein Ausbruch, der etwa 13mag erreicht und nur zwei Tage dauert. Etwa alle 370 Tage ereignet sich ein Supermaximum mit einer Länge von etwa zehn Tagen. Die Orbitalperiode beträgt 0.080 Tage (115 Minuten) laut GCVS 2001, nach einer Untersuchung aus dem Jahr 1996 dagegen 0.06833 Tage (98.4 Minuten nach einer Analyse der H-alpha Emissionslinien [2]).

Mehrere VSNET Angehörige veröffentlichten eine genaue Analyse der Superbuckel in [3]. Sie fanden eine Periode von 0.0708 Tagen (101.9 Minuten), die um 3.6 Prozent länger ist als die in [2] gefundene Umlaufzeit. Den Verlauf der Superbuckel während des Supermaximums vom November 2000 zeigt Abbildung 1.

Die physikalischen Eigenschaften des Systems wurden in [4] beschrieben: Die Photosphäre des Weißen Zwergs soll nach dem Modell eine effektive Temperatur von 25 000 K bei einer Sternmasse von 0.55 Sonnenmassen haben und der jährliche Massenfluß 10-9.5 Sonnenmassen betragen. Die Bahnneigung beträgt demnach 18 Grad.

Abb. 1: Die gefaltete Lichtkurve der Superbuckel von TY Psc aus dem IBVS 5128.

Die Eruptivendatenbank der BAV verzeichnet für TY Psc bis August 2001 genau 371 Beobachtungen, davon lediglich drei seit Januar 2000. Der Stern gehört damit bei der BAV zu den nicht mehr verfolgten ("verlorenen") Sternen. Nach den im VSNET veröffentlichten Beobachtungen gibt es weltweit einige wenige Astronomen, die den Stern regelmäßig verfolgen und ein bis zwei Helligkeitsschätzungen pro Tag durchführen. Durch seine Lage nordwestlich von der Galaxie M33 ist TY Psc etwa von Juli bis März beobachtbar.

Abbildung 2 zeigt den Helligkeitsverlauf während der letzten Sichtbarkeitsperiode im Jahr 2000/1. Zu sehen sind fünf Ausbrüche, darunter in der Mitte des Zeitraums ein Supermaximum. Schön wäre ein erneutes Interesse an Beobachtungen dieses Eruptiven, dessen Ausbrüche leicht mit 8-Zöllern verfolgt werden können. Der folgende Link führt zur Aufsuchkarte der AAVSO: AAVSO Chart TY PSC.

Abb. 2: TY Psc zwischen Juli 2000 und März 2001 nach Beobachtungen aus dem VSNET.

Nur wenige Tage nach der Fertigstellung dieses Artikels zeigte TY Psc einen Superausbruch. Trotz eines Beobachtungsaufrufs in der BAV Mailingliste nahmen sich lediglich Wolfgang Kriebel und der Autor den Stern vor und konnten fünf positive Schätzungen an sechs aufeinanderfolgenden Tagen erzielen. An das VSNET wurden von verschiedenen Beobachtern weitere zwanzig Schätzungen geschickt. Insgesamt dauerte der Superausbruch elf Tage.

Literatur:

[1] Meinunger L., Veränderliche im Feld Beta Andromedae , Mitt. Veränd. Sterne 10, 56-68 (1984)

[2] Thorstensen J.R., Patterson J.O., Shambrook A., Thomas G., Orbital periods for seven dwarf novae of the SU Ursae Majoris subclass from radial velocities at minimum light, Publ. Astronomical Society of the Pacific, 108, 73-80 (1996)

[3] Kunjaya C., Kinugasa K., Ishioka R., Kato T., Iwamatsu H., Uemura M., Superhump in November 2000 Superoutburst of TY Piscium , IBVS 5128

[4] Nadalin I., Sion E.M., The accretion disk and white dwarf in the short-period dwarf novae TY Piscium and V436 Centauri during quiescence , Publ. Astron. Soc. Pac. 113, 829-834 (2001)

Thorsten Lange, Bovenden

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